von Münch
1798 –
1841 Ein bittrer Schmerz wühlt mir in inn’rer Seele
Noch bittrer, da die Seele, ihn
zu nennen
Nicht wagen darf, und meine
Augen brennen,
Von ihm erregt, rastlos in
ihrer Höhle.
Ich bebe, wenn ich Stunden,
Tage zähle,
Denn Stunden, Tage drohen mich
zu trennen;
Kaum kann ich mich in meinem
Gram noch kennen,
Doch finster ruft das
Schicksal: Trage! wähle!
So wähl’ ich denn, und trage
meinen Schmerz
Als süß Vermächtnis in des
Busens Grunde;
Ein schönes Traumbild wird mich
fortbegleiten
Und heiligen die unstillbare
wunde;
es spricht manch tröstend Wort
ans waise Herz:
Leb wohl! – so lispelt’s noch. –
Verstummt ihr Saiten!
von Münch
1798 –
1841 Mit unnennbarer Wonne blickst du nieder,
O Liebliche, auf deinen zarten Sprossen;
Du hältst ihn fest mit Mutterhand umschlossen,
Dein Lächeln glänzt in seinem
Auge wieder.
Und höh’re Weih’ umstrahlt auch
deine Glieder,
Ist doch der Geist des Herrn
auf dich geflossen:
Auf Erden hast den Himmel du
genossen
Und dich umschallten hier der
Engel Lieder.
Im reinen Herz der Jungfrau hat
gewohnet
Das Göttliche, und himmelwärts
gewendet
Begehrten stets im Traum es
deine Thränen.
Drum hat dein Gott dich
überreich belohnet,
Als Mutter dir den eignen Sohn
gespendet,
Und himmlisch süß dir aufgelöst
dein Sehnen.